
Erstmalige Integration eines vollautomatisierten LC-MS/MS-Systems ermöglicht präzise Analytik im klinischen Alltag
Ingelheim, 18.12.2025 – Als weltweit erstes Labor hat Bioscientia das vollautomatisierte Analysemodul cobas® i 601 erfolgreich in den Routinebetrieb integriert. Die neue Technologie, entwickelt von Roche, verbindet die hohe analytische Genauigkeit der Massenspektrometrie mit durchgängiger Automatisierung. Dieser technologische Fortschritt ermöglicht eine effizientere Patientenversorgung und wirkt zugleich dem Fachkräftemangel im Gesundheitswesen entgegen.
Bioscientia stellte das System gestern gemeinsam mit Roche im Rahmen einer Pressekonferenz in Ingelheim vor. Die Bedeutung dieses Meilensteins für den Medizinstandort Rheinland-Pfalz wurde durch die Anwesenheit des rheinland-pfälzischen Ministers für Wissenschaft und Gesundheit, Clemens Hoch, unterstrichen.
Die Flüssigchromatographie-Tandem-Massenspektrometrie (LC-MS/MS) gilt in der Labormedizin aufgrund ihrer hohen Spezifität und Präzision für viele Anwendungen als Goldstandard. Ihr Einsatz in der breiten Routineversorgung ist bislang jedoch limitiert – unter anderem durch hohen Zeit- und Personalaufwand sowie fehlende Standardisierung.
Mit der Integration des cobas® i 601 werden diese Hürden überwunden. Während klassische LC-MS/MS-Verfahren spezialisiertes Expertenwissen erfordern, ermöglicht das neue System durch vollautomatisierte Probenvorbereitung und eine intuitive Benutzeroberfläche auch Mitarbeitenden ohne spezifische Vorerfahrung eine sichere Bedienung. Das System ist für den 24/7-Betrieb ausgelegt und kann mit hohem Durchsatz nahezu autonom betrieben werden.
Seit der Implementierung im Sommer 2025 hat Bioscientia bereits mehrere IVDR-zertifizierte Verfahren erfolgreich auf das System transferiert und verifiziert, darunter Analysen für Hormone und Immunsuppressiva. Der Methodentransfer erfolgte durch ein Team mit langjähriger Erfahrung im Betrieb automatisierter Analysesysteme, jedoch ohne vorherige Expertise in der Massenspektrometrie.
Gerade im Therapeutischen Drug Monitoring eröffnet die automatisierte Massenspektrometrie neue Perspektiven. Hier werden Wirkstoffkonzentrationen im Blut engmaschig überwacht, um Medikamente optimal zu dosieren. Insbesondere bei Wirkstoffen mit enger therapeutischer Breite – etwa Immunsuppressiva – sind Unter- und Überdosierungen mit erheblichen Risiken verbunden. Das neue System liefert hierfür nicht nur hochpräzise und standardisierte, sondern auch schnellere Messergebnisse als bisherige Verfahren. Ärztinnen und Ärzte können therapeutische Entscheidungen dadurch früher treffen und die Medikation gezielt anpassen.
Aus Sicht von Bioscientia ist die Überführung solcher Innovationen in die Versorgung ein zentraler Auftrag von Laboren. Oliver Harzer, CEO von Bioscientia, betont:
„Rund 70 Prozent aller medizinischen Entscheidungen basieren auf Laborergebnissen. Wer über Qualität und Zukunftsfähigkeit der Versorgung spricht, muss daher auch über die Rolle der Labore sprechen. Unsere Verantwortung umfasst nicht nur die zuverlässige und qualitätskontrollierte Bereitstellung von Messwerten, sondern auch die verlässliche Überführung medizinischer Innovation in den Versorgungsalltag.“
Neben der Verbesserung der Patientensicherheit leistet der cobas® i 601 auch einen wichtigen Beitrag zur Bewältigung des zunehmenden Personal- und Fachkräftemangels. Durch die Automatisierung standardisierter Analysen werden Kapazitäten bei LC-MS/MS-Expertinnen und -Experten frei, die verstärkt für die Entwicklung komplexer neuer Verfahren eingesetzt werden können.
Gesundheitsminister Clemens Hoch würdigte im Rahmen der Pressekonferenz die Rolle von Bioscientia für die Patientenversorgung und ordnete die Einführung der Technologie vor dem Hintergrund aktueller struktureller Herausforderungen im Gesundheitswesen ein:
„Für das Land ist Bioscientia ein verlässlicher und starker Partner im Gesundheitswesen. Uns verbindet der gemeinsame Anspruch, die Versorgung von Patientinnen und Patienten kontinuierlich präziser und schneller zu machen. Dass Bioscientia Innovationen aus Rheinland-Pfalz heraus konsequent vorantreibt und den Schritt geht, neue Technologien in die Routinediagnostik zu integrieren, ist ein besonderer Gewinn für die Patientenversorgung. Diese Entscheidung wird in einer Zeit tiefgreifender Veränderungen für medizinische Labore getroffen, geprägt durch die Laborreform und die bevorstehende Reform der Gebührenordnung für Ärzte. Umso mehr verdient dieses Engagement und Weitblick Anerkennung – auch weil Bioscientia dabei nicht nur die Akutversorgung, sondern zunehmend auch die gesundheitliche Prävention der Menschen in den Blick nimmt.“
Auch aus industrie- und standortpolitischer Sicht markiert das Projekt einen wichtigen Schritt. Hagen Pfundner, Vorsitzender der Geschäftsführung von Roche Deutschland, erklärt:
„Die industrielle Gesundheitswirtschaft steht mit ihrer Wirtschafts- und Innovationskraft für die Zukunftsfähigkeit Deutschlands. Mit der neuen, vollautomatisierten Lösung der Massenspektrometrie feiern wir heute in Ingelheim eine Schlüsseltechnologie der modernen Diagnostik. Entwickelt an den Standorten Penzberg und Mannheim, vollzieht sie erstmals weltweit den Schritt aus dem Labor in die klinische Routine – und wird damit Teil des Versorgungsalltags. Der heutige Tag macht sichtbar, was möglich ist, wenn Forschung, Industrie und Standortpolitik partnerschaftlich zusammenwirken: um die Versorgung von Patientinnen und Patienten zu verbessern und das Gesundheitssystem in Deutschland mit Hilfe von Innovationen leistungsfähiger und zukunftsfest zu machen.“
Mit Blick auf den Gesundheitsstandort Rheinland-Pfalz hob Minister Hoch zudem die Bedeutung regionaler Vernetzung hervor:
„Ich begrüße ausdrücklich, dass Roche als deutsches Unternehmen die Entwicklung dieser innovativen Technologie vorrangig in Deutschland umgesetzt hat und damit dazu beiträgt, dass Deutschland seine Rolle als Speerspitze im Gesundheitsbereich behält. Besonders in Rheinland-Pfalz, einem Land mit einem starken Gesundheitssektor und exzellenten Forschungseinrichtungen, ist die enge Vernetzung zwischen Laboren, Kliniken, der Industrie sowie Forschung und Entwicklung von entscheidender Bedeutung. Wir als Landesregierung unterstützen diesen Weg ausdrücklich und fördern aktiv die Zusammenarbeit, um die Gesundheitsversorgung weiter zu verbessern und zukunftsfähig zu gestalten.“
Mit der Einführung des cobas® i 601 übernimmt Bioscientia eine internationale Vorreiterrolle. Etabliert sich die Technologie flächendeckend, bietet sie das Potenzial, durch standardisierte und vergleichbare Messergebnisse die Patientenversorgung nachhaltig zu verbessern.