Mitarbeiter-Interview
Antonia Steinfeld
„Ein Leben ohne Hund - kannst‘e machen, ist aber sinnlos.“
Sagt, frei nach Loriot, Dr. med. vet. Antonia Steinfeld. Die Tierärztin ist seit 2013 bei Biocontrol, dem Veterinärlabor von Bioscientia. Im Interview erzählt sie, wie sie zur Labormedizin kam, was immer auf ihrem Schreibtisch liegt und Sie verrät uns, was ihr bei Bioscientia fehlt.
Antonia, da wir uns grundsätzlich duzen, bleiben wir auch bei diesem Interview dabei, oder?
AS: Klar!
Was liegt immer auf deinem Schreibtisch?
AS: Studien. Da liegen tatsächlich immer Studien, von denen ich mir vornehme, sie zu lesen. Und die kriegen dann Kaffeeränder. Meine Studien zeichnen sich alle durch Kaffeeränder aus, weil ich immer meine Kaffeetasse draufstelle und es sieht völlig unprofessionell aus (lacht). Mit so einer Frage habe ich nicht gerechnet.
Dafür mit der nächsten Frage umso mehr: Wieso bist du Tierärztin geworden?
AS: Das war mein Kindheitstraum, mit Tieren zusammen zu arbeiten, Tiere zu pflegen. Meine Eltern waren sehr tieraffin und so hatte ich von klein auf viel mit Tieren zu tun. Ab der 10. Klasse war ich neben der Schule als Aushilfe bei einem Tierarzt in unserem Heimatort tätig. Das war total cool und so bin ich da reingewachsen.
Wie aus dem Bilderbuch. Doch im Labor bleibt der direkte Patientenkontakt aus – wie passt das mit dem Wunsch aus Kindertagen zusammen?
AS: Innere Medizin und Labordiagnostik haben mich schon immer interessiert und ich wusste schon früh im Studium, ich will Labormedizin machen.
Dazu kommt, dass der Praxis- und Klinikalltag schon heftig ist. Es ist wunder-wunderschön, wenn du einem Tier helfen kannst. Genauso schrecklich ist es aber auch, wenn du nicht helfen kannst. Du kriegst hautnah viele Schicksale mit. Wenn du zum Beispiel merkst, die Besitzer können irgendwas nicht mehr bezahlen oder da ist eine ältere Dame oder ein älterer Herr, die ihren Lebenspartner verloren haben und alles, was sie noch haben ist ihr Tier und das ist jetzt schwer krank – mich nimmt sowas immer mit.
Also kein Job für zartbesaitete Menschen? Ging es darum, eine Alternative mit mehr Abstand zu finden?
AS: Sensibilität finde ich in unserem Job sogar wichtig und man findet einen Weg, mit traurigen Fällen umzugehen. Das andere ist, die Arbeit in der Klinik fordert dich sehr: Häufige Nachtdienste, viele Überstunden und man war zeitlich unflexibel. Das Privatleben kam für mich einfach zu kurz. Ich habe mir nach dem arbeitsintensiven Studium, der Ausbildung in der Tierklinik, die hervorragend war und die ich nicht missen möchte, einen geregelteren Ablauf und auch ein bisschen mehr Privatleben gewünscht. Das hat perfekt mit meinem Interesse für Labordiagnostik zusammengepasst. Ich beschäftige mich nach wie vor mit Tiergesundheit. Zwar sehe ich jetzt leider die Patienten nicht mehr, dafür habe ich viel mehr von meinen eigenen Tieren.
Scheint die ideale Kombination für dich zu sein. Es gibt einige Veterinärlabore. Was hat dich zur Bioscientia geführt?
AS: Die Kleintierklinik der Uni Gießen, wo ich in der Abteilung für Innere Medizin und Labormedizin meine Fachtierarzt-Ausbildung gemacht habe und Biocontrol sind sehr eng verflochten. Wer in Gießen arbeitet, kennt automatisch Biocontrol. Unser Team setzt sich fast ausschließlich aus ehemaligen Gießener Mitarbeitern zusammen. Daher wusste ich auch von Anfang an, was mich hier erwartet, dass die telefonische Beratung einen großen Teil der Arbeit ausmacht und ich wusste, das Team ist total cool. Das war mein Traum und ist es immer noch.
Wen beratet ihr telefonisch? Und hast du noch andere Aufgaben?
AS: Wir beraten Tierarztpraxen und –kliniken, welche Labordiagnostik bei ihren Fällen sinnvoll ist. Wenn die Einsender es möchten, dann besprechen wir mit ihnen auch weiterführende Diagnostik und die Therapie. Fast wie in einer Visite. Für diese Aufgabe ist es ist sehr hilfreich, wenn man den Praxis- und Klinikalltag kennengelernt hat. Und viele Kunden nutzen dieses Potenzial.
Wenn ich nicht telefoniere, sitze ich am Mikroskop und untersuche Gewebeproben. Ich habe bereits in der Tierklinik viel in der Zytologie gearbeitet. Dadurch bin ich doppelt aufgestellt. Dass ich bei Biocontrol zwischen telefonischer Beratung und zytologischer Diagnostik rotieren kann, ist super.
Kannst du dich an deinen spannendsten Fall erinnern?
AS: Puh, davon gibt es viele. Letztens haben wir bei einer Katze Morbus Addison diagnostiziert, eine seltene hormonelle Erkrankung. Und, auch bei einer Katze, Anaplasma phagocytophilum, eine Infektionskrankheit die durch Zecken übertragen wird und bei der Katze meist symptomlos verläuft. Das war ein Zufallsbefund, den ich im Blutausstrich gefunden habe. Die Krankheit ist echt selten und das Ergebnis hat dem Kliniker geholfen, weil das Tier eine Thrombozytopenie hatte.
Da leuchten die Augen. Was liebst du sonst an deiner Arbeit?
AS: Also das aller Wichtigste ist das Team. Wir sind so ein cooler Haufen. Wir freuen uns, wenn wir nach einem Urlaub wieder zur Arbeit kommen – dafür bekomme ich hoffentlich keine Urlaubstage gestrichen (lacht). Natürlich gibt’s Tage, die stressig sind und wir zanken uns auch mal, das ist ganz normal, aber nie von Dauer.
Was ich auch richtig schön finde, ist der Kontakt zu unseren Einsendern. Die meisten, mit denen ich täglich telefoniere, erkenne ich an der Stimme. Ich habe zu jedem ein Gefühl und ein Bild.
Das klingt ja fast zu gut. Gibt es etwas, dass dir hier fehlt?
AS: Ja, die Hunde. Ich würde gerne meine Hunde zur Arbeit mitnehmen. Und ich hätte gerne einen Fahrradparkplatz direkt vor dem Haupteingang.
Du kommst also mit dem Fahrrad zur Arbeit?
AS: Ich versuche so oft es geht, das Fahrrad zu nehmen. Da ich zwischendurch nach Hause zu meinen Hunden fahre, nehme ich für die zweite Tour ab und zu das Auto, wenn die Zeit knapp ist.
Dass du die Hunde zuhause lassen musst und dein Fahrrad hinter dem Gebäude parkst, waren scheinbar keine Ausschlusskriterien für dieses Unternehmen. Was ist dir bei einem Arbeitgeber besonders wichtig?
AS: Mir ist das Betriebsklima enorm wichtig. Und dann lege ich Wert auf Mitspracherecht, gehört werden. Bei Biocontrol ist beides erfüllt.
Klischee oder Wirklichkeit: Haben alle Tierärzte eigene Tiere?
AS: Nein, haben Sie nicht. Aber bei mir trifft das Klischee zu. Ich lebe ja nach dem Motto: „Ein Leben ohne Hund - kannst‘e machen, ist aber sinnlos.“
Hast du einen Tipp für jemanden der sich bei Bioscientia bewerben möchte?
AS: Einfach tun! Einfach tun und wenn man zu einem Gespräch eingeladen wird, natürlich sein. Denn wichtig für beide Seiten ist ja herauszufinden, ob die Chemie stimmt.